Fallstudien / Gasübertragung

Transitgas

Transitgas, eine Gasfernleitungspipeline mit langfristig vertraglich vereinbarten Umsätzen.

Projektübersicht

Investitionsjahr: 2016
Beteiligung: 37% über mehrere Fonds
Technik: 293 km bidirektionale 36-Zoll- und 48-Zoll-Doppelleitung, Kompressorstation mit 4 Radialgaskompressoren
Industriepartner: Fluxys und Swissgas

 

Energy Infrastructure Partners konnte 2016 mit Erfolg eine Beteiligung an Transitgas erwerben, zusammen mit Fluxys und Swissgas als Industriepartner. FluxSwiss ist der Übertragungssystembetreiber der Pipeline, wobei 90% der Gesamtkapazität der Pipeline kommerzialisiert werden. Sie hält auch eine 46%-Beteiligung an der Pipeline-Anlagegesellschaft Transitgas AG.

Die Pipeline ist eine wichtige alpenquerende Verbindung zwischen Nordeuropa und Italien. Sie spielt eine bedeutende Rolle für die Sicherstellung einer flexiblen und zuverlässigen Gasversorgung in Italien und der Schweiz. Die Preisdifferenzen zwischen den Märkten werden durch Arbitragegeschäfte genutzt. Die Pipeline wurde 1974 in Betrieb genommen und seither stark ausgebaut und erneuert.

Konkurrenzfähige Positionierung aus regulatorischer und geografischer Sicht

Obwohl die EU-Vorschriften aufgrund des Schweizer Standorts nicht direkt auf FluxSwiss anwendbar sind, besteht ein indirekter Einfluss. Das EU-Recht bewirkt, dass sich die europäischen Erdgasmärkte zu einem gemeinsamen, liberalisierten Markt entwickeln, der von mehr Wettbewerb, mehr Liquidität und letztendlich einer höheren Versorgungssicherheit geprägt ist. Zwar hat die Schweiz noch keine Tarifordnung eingeführt; Ende 2019 wurde jedoch ein Entwurf zu einem Gasversorgungsgesetz in die Vernehmlassung geschickt, das dies ändern soll.

FluxSwiss legt ihre Tarife in einem wettbewerbsorientierten und transparenten Markt fest und reagiert damit auf die vorherrschenden Marktbedingungen.

Transitgas verbindet den deutschen, französischen und italienischen Gasmarkt und sichert die Gasversorgung der Schweiz und Italiens

Transitgas nimmt neben anderer Erdgasübertragungsinfrastruktur eine entscheidende Rolle in der europäischen Energieversorgung ein. Erdgas zählt zu den primären Energieträgern, die in Europa verwendet werden, mit bedeutend geringeren Umweltauswirkungen und weniger Emissionen als herkömmliche Energieträger wie Erdöl und Kohle.

Ausserdem ist Erdgas eine notwendige Ergänzung zum heutigen Stromerzeugungsmix und daher ein entscheidender Energieträger für die Energiewende. Erdgaskraftwerke, vor allem moderne Gas-und-Dampf-Kombikraftwerke, sind auf Bestellung lieferbar, hocheffizient und besitzen kurze Anlaufzeiten.

Diagramm-Quelle: Transitgas AG

Erdgas als Ergänzung zu erneuerbaren Energieträgern

Da die europäischen Länder auf einen Ausstieg aus der Kernenergie und aus der kohlebefeuerten Energieerzeugung abzielen, ist mit einer stärkeren Abhängigkeit von Gas zu rechnen. Voraussichtlich dürfte sich die herkömmliche Funktion der gasbefeuerten Kraftwerke als Grundlasterzeuger hin zu einer flexiblen Ausgleichsfunktion entwickeln. Dazu wird letztlich eine grössere Bandbreite der Gasübertragungskapazität nötig sein, um Schwankungen der Produktionsleistung auszugleichen.

Transitgas ist ebenfalls Teil der europäischen Hydrogen-Backbone-Initiative, da es ideal zwischen den nordeuropäischen Regionen, die reich an Windenergie sind, und den südlichen Regionen, die reich an Sonnenenergie sind, liegt. Angesichts des europäischen Green Deal und seiner Wasserstoffstrategie könnte Transitgas eine entscheidende Rolle bei der Verbindung dieser beiden Märkte spielen.

Was das Risikomanagement angeht, wird die Pipeline von Transitgas routinemässig nach guter Branchenpraxis inspiziert. Dazu gehören Besichtigungen der Strecke, Lecküberprüfungen, Inspektionen mittels intelligenter Molche (Inspektionsgeräte) und andere Massnahmen, die einen ordnungsgemässen Unterhalt der Pipeline sicherstellen. Potenzielle Georisiken, beispielsweise in Berggebieten, wo aufgrund starker Regenfälle die Gefahr von Murgängen besteht, werden entsprechend überwacht und gesteuert.

Aufrüstung der Pipeline für einen Durchfluss in beide Richtungen

Um besser auf Preismuster und Nachfrageschwankungen reagieren zu können, hat Transitgas ein Reverse-Flow-Projekt entwickelt und vor kurzem implementiert. Während die physischen Gasströme zuvor nur von Norden nach Süden flossen, hat der Entscheid, das System von Transitgas bidirektional zu machen, die Gasübertragung von Italien nordwärts durch die Schweiz nach Deutschland ermöglicht. Zusätzliche Modifikationen haben es auch erlaubt, Gas von Deutschland nach Frankreich sowie von Frankreich nach Deutschland via Schweiz zu befördern.

Mit dem Reverse-Flow-Projekt wurde 2009 begonnen, und es durchlief eine Reihe von Revisionen bis zur vollständigen Überprüfung und Optimierung im Jahr 2015. Um einen Gasfluss in umgekehrter Richtung zu ermöglichen, waren mehrere Systemänderungen notwendig, so etwa die Installation zusätzlicher Ventile und eines Druckregelkreises, der Ersatz bestehender Druckregelventile durch bidirektionale Austauscheinheiten, die Hinzufügung von Rohrleitungen, um bestehende Gasfilter zu umgehen, oder der Austausch bestehender Dosieranlagen.