In den Medien: „Der ideale Zeitpunkt, um in die Energy Transition zu investieren“ — Infrastructure Investor

In den Medien:
Keynote-interview. Russlands Invasion der Ukraine war ein Weckruf, dass die Energie-Versorgungssicherheit genauso wichtig ist wie die Dekarbonisierung, erklären Roland Dörig, Managing Partner von Energy Infrastructure Partners (EIP) und Beat Goetz, Head of Global Client Solutions.

Ursprünglich veröffentlicht von Infrastructure Investor in der Ausgabe vom Mai 2022.
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ergy Transition ist schon seit Jahren in aller Munde. Was bedeutet er für Sie?

Roland Dörig: Die Energy Transition ist eine globale Bewegung zur Reduktion der Kohlenstoffemissionen in unserem aktuellen Energiemix. Gemäss Prognosen der OECD müssen wir bis zum Ende des Jahrzehnts jährlich USD 6.9 Billionen in Energieinfrastruktur investieren. Dies entspricht ungefähr dem Doppelten des jährlichen Bruttoinlandproduktes von Deutschland.

Weltweit sind sich die Länder einig, dass wir die Abhängigkeit von Kohlenstoff in unserem Energiemix reduzieren müssen. Wo es allerdings grosse Unterschiede gibt, ist die Art und Weise, wie wir dies erreichen sollen.

Bei EIP konzentrieren wir uns darauf, dass diese Energy Transition auf eine intelligente und effiziente Weise erfolgt, und dabei die Energie-Versorgungssicherheit optimiert wird. Wir wollen erneuerbare Energien in die Energiesysteme einbinden, ohne dabei das Wirtschaftswachstum zu gefährden.

Zudem wollen wir den Übergang ohne Rückfälle durchführen, das heisst Fälle vermeiden, bei denen Kohlekraftwerke wieder ans Netz gehen mussten, um die Energieversorgung in einigen Ländern zu gewährleisten.

Die EU hat beschlossen, ihre Wachstumspläne bezüglich des Ausbaus erneuerbarer Energien im Zuge der aktuellen geopolitischen Spannungen zu beschleunigen. Erwarten Sie ähnliche Reaktionen in anderen Regionen?

Beat Goetz: Ja, absolut. Erstens ist es tragisch, dass es einen Krieg braucht, aber Russlands Invasion in die Ukraine hat das Thema – nicht bloss die allgemeine Energie-Versorgungssicherheit, sondern vielmehr die nationale Energie-Versorgungssicherheit – in den Vordergrund gerückt.

Gerade hier in Europa sind sich die Länder der Risiken bewusst. Deutschland zum Beispiel hat im ersten Quartal dieses Jahres 40 Prozent seines Erdgases aus Russland importiert (obschon dies weniger ist als die durchschnittlichen 55 Prozent vergangener Jahre). Vier Tage nach der russischen Invasion in die Ukraine kündigte Deutschland an, die Pläne für die Energy Transition drastisch zu beschleunigen. Nun hat sich Deutschland das Ziel gesetzt, ab 2035 vollumfänglich Strom aus erneuerbaren Energien zu nutzen, 15 Jahre früher als ursprünglich geplant.

Diese Umstellung wird nicht über Nacht geschehen. Die letzten drei deutschen Kernkraftwerke werden Ende dieses Jahres endgültig vom Netz gehen, und der deutsche Wirtschaftsminister merkte an, dass es unmöglich sei, vor 2024 komplett unabhängig von russischem Gas zu werden.

Deshalb müssen wir alle jetzt in die Dekarbonisierung, aber auch in die Versorgungssicherheit und Selbstbestimmung investieren.

Die EU hat in Erwägung gezogen, Erdgas als grüne Übergangsinvestition in ihre Sustainable Finance Taxonomy aufzunehmen. Und doch haben wir gerade erst einige der inhärenten Risiken angesprochen. Welche Rolle spielt Erdgas bei der Energy Transition?

RD: Wir sind davon überzeugt, dass Erdgas eine Schlüsselrolle bei der Energy Transition spielt. Gaskraftwerke bieten die bedarfsgerechte Energie, die zur Ergänzung der erneuerbaren Energien benötigt wird. Wir sprechen hier von Anlagen, die taktisch schnell und flexibel hoch- und heruntergefahren werden können, wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind schwächer ist. Ausserdem hat Erdgas 50 Prozent weniger Kohlendioxid-Emissionen als Kohle.

Das ultimative Ziel ist es aber natürlich, die Abhängigkeit von kohlenstoffhaltigen Energiequellen zu minimieren. Um dies zu erreichen, brauchen wir Flexibilität: Batterien im Netz oder intelligente Netze, welche beispielsweise Elektrofahrzeuge zum Ausgleich nutzen; klassische Wasserkraftreservoirs oder neue Technologien wie Wasserstoff. Es braucht einfach Zeit und auch hier ist es essenziell, dass wir jetzt damit beginnen.

Institutionelle Anleger nehmen zunehmend Investitionen in die Energy Transition in ihre Portfolio-Allokation aufnehmen. Einige betrachten sie als eine eigene Anlageklasse, mit festen Allokationszielen. Beobachten Sie diesen Trend auch auf Ihrer Seite und wie erklären Sie diese Entwicklung?

BG: Die Anleger beabsichtigen, diversifizierte Portfolios aufzubauen, welche solide risikoadjustierte Renditen erzielen. Je nach Bedürfnissen der Anleger sollte zudem ein Teil dieser Renditen in Form von Dividenden über die gesamte Fondslaufzeit ausgeschüttet werden.

Wenn man die oben beschriebene Situation der Energy Transition betrachtet, ist es einleuchtend, weshalb so viel Geld in Energieinfrastruktur fliesst. Laut dem jüngsten Bericht von Bain & Company lag die Investitionssumme in Infrastruktur im vergangenen Jahr 30 Prozent über dem Fünfjahresdurchschnitt.

Bei EIP suchen wir nach systemkritischer Energieinfrastruktur, also nach Anlagen, die für die Energie-Versorgungssicherheit in den Ländern, in denen sie betrieben werden, von entscheidender Bedeutung sind. Diese Anlagen bilden das Rückgrat moderner Volkswirtschaften. Unabhängig davon, was in der Gesamtwirtschaft geschieht, brauchen Politiker eine funktionierende Energieinfrastruktur.

Auf der anderen Seite gibt es die grossen Industriekunden, die Strom zu prognostizierbaren Preisen kaufen wollen. Dies sind nur zwei Gründe, weshalb Investoren in diesem Bereich mit sehr vorhersehbaren Cashflows rechnen können.

Wenn man bedenkt, dass wir in verschiedene Regionen, Technologien, Bestandteile des Energiemixes und wirtschaftliche Ertragsmechanismen investieren, sieht man die inhärente Diversifizierung, die mit dieser neuen Anlageklasse, der Energy Transition Infrastruktur, einhergeht. Die Attraktivität für Investoren liegt somit auf der Hand.

Die Energy Transition ist eine breite Anlageklasse. Wenn wir über Infrastrukturanlagen zur Stromerzeugung sprechen, können verschiedene Parameter betrachtet werden: Erzeugungstechnologien wie Wind, Solar oder Wasser, verschiedene Regionen sowie das Entwicklungsstadium der Anlagen. Neben Stromerzeugung betrachten wir auch Anlagen zur Energieübertragung und -verteilung wie Strom- und Gasnetzwerke.

Eine weitere Diversifizierung ergibt sich aus den unterschiedlichen Ertragsmechanismen der Anlagen. Sind die Erträge reguliert? Gibt es einen privaten Abnahmevertrag für den Verkauf von Strom zu einem festen Preis?

Wir können auch über Diversifizierung in Bezug auf die Art der Portfoliounternehmen sprechen, in welche wir investieren: Handelt es sich um eine Gruppe von Betriebsanlagen? Handelt es sich um einen Eigentumsbetreiber von Anlagen mit einer eigenen Entwicklungspipeline? Handelt es sich um eine Plattform, die stromerzeugende Infrastrukturanlagen in ihrer Bilanz hat, aber ebenso angrenzende Geschäftsbereiche?

Besteht im Energieinfrastrukturmarkt ein grosser Wettbewerb um gute Investitionsopportunitäten?

RD: Selbstverständlich gibt es einen grossen Wettbewerb. Aber, wenn ich das in aller Bescheidenheit sagen darf, wir haben EIP als Firma und unseren Ansatz so konzipiert, dass wir uns von der Konkurrenz differenzieren. Wir konzentrieren uns auschliesslich, zu 100 Prozent auf unsere Anlageklasse der Energieinfrastruktur. Wir haben 65 Spezialisten, die sich nur mit Energieinfrastruktur befassen. Wir sind keine grosse Firma, die auch noch eine Infrastrukturstrategie oder ein Energieteam besitzt. Wir beschäftigen uns rund um die Uhr exklusiv mit Energy Transition Infrastrukturinvestitionen.

Natürlich hilft uns unsere Spezialisierung. Je länger wir im Geschäft sind und investieren, desto grösser wird unser Vorteil. Wir entwickeln uns zu einer Plattform, wir kennen die wichtigen Akteure, wir hören von den Deals. Unser Sektorfokus war ausschlaggebend für unsere jüngste Partnerschaft mit dem führenden kanadischen Energieversorger Boralex, um in dessen französische Plattform investieren zu können.

Schliesslich haben die hohe Inflation und die Massnahmen der Zentralbanken, um diese zu bekämpfen, die Aktien in diesem Jahr unter Druck gesetzt. In welchem Umfang würden Sie sagen, dass Infrastruktur, insbesondere Energieinfrastruktur, diesen Herausforderungen gewachsen ist?

BG: Sehen Sie sich die Verbraucherpreisindizes (CPI) an, welche von den Zentralbanken zur Messung der Inflation verwendet werden. Nach Angaben des US Bureau of Labour’s Statistics haben die Benzinpreise in den letzten fünf Jahren am stärksten zum CPI beigetragen. Wir investieren nicht in etwas, das die Erdölindustrie tangiert, aber man kann durchaus sehen, dass Energie- und Rohstoffpreise eine Schlüsselrolle bei der Inflation spielen.

Dazu kommt, dass der Grossteil des Energieverbrauchs nicht verhandelbar ist. Fabriken werden nicht abgeschaltet und Pendler in Amerika hören nicht auf, zur Arbeit zu fahren, wenn die Preise um, sagen wir, 10 Prozent steigen, was ein ernstzunehmend hohes Inflationsniveau wäre. Ebenso hören Haushalte nicht auf, Stromnetze zu nutzen, wenn der Strom teurer wird. All dies bedeutet, dass die von uns betrachteten Energie-Infrastrukturanlagen selbst in einem inflationären Umfeld Möglichkeiten zu stabiler und guter Performance aufweisen.

Natürlich führt eine Verschärfung der Geldpolitik durch die Zentralbanken im Allgemeinen zu Gegenwind für das Wachstum, was sich auf die gesamte Wirtschaft auswirkt. Die Energiebranche ist natürlich nicht immun gegen dieses Phänomen. Aber unser Team bei EIP hat sich intensiv mit dieser Anlageklasse beschäftigt. Wenn man sich die Ausschüttungen und Kapitalgewinne anschaut, haben privat gehaltene Infrastrukturanlagen wirklich gut performt. Bei genauerer Betrachtung über alle Arten von Wachstums- und Inflationsszenarien kann man sogar sagen, dass sie besser abgeschnitten haben als traditionelle Anlagen wie Aktien, Anleihen und Immobilien.

Partnerschaft für Wachstum. Die von Energy Infrastructure Partners mit Sitz in Zürich, Schweiz, verwalteten Fonds haben kürzlich eine Vereinbarung zu einer 30-prozentigen Beteiligung an der französischen Plattform für erneuerbare Energien von Boralex, einem der grössten Portfolios von Windkraftanlagen in Frankreich abgeschlossen.

Boralex und EIP werden gemeinsam Pläne vorantreiben, um die Grösse des Portfolios bis 2030 auf drei Gigawatt zu verdreifachen.

Die Pläne unterstützen das 2018 gestartete französische staatliche Programm für erneuerbare Energien, das darauf abzielt, die Onshore-Windkapazität des Landes zu verdoppeln und die Solarkapazität bis zum Ende des Jahrzehnts zu verdreifachen.

«Boralex ist eine echte Erfolgsgeschichte in Frankreich und hat neben Engie und EDF den grössten unabhängigen Stromerzeuger aus erneuerbaren Energien im Land aufgebaut“, sagt Roland Dörig. „Wir haben die Entwicklung des Unternehmens schon seit einigen Jahren verfolgt und gute Beziehungen zum Managementteam aufgebaut. Als wir erfuhren, dass sie eine Minderheitsbeteiligung verkaufen und einen Experten an Bord holen wollen, waren wir natürlich sehr interessiert.“

Beat Goetz erklärt, dass die Kombination des defensiven Risikoprofils von Boralex und des Potenzials zur Wertschöpfung für EIP ein überzeugendes Angebot darstellte. „Boralex besitzt bereits eines der grössten unabhängigen Windportfolios in Frankreich, das auf der Grundlage von kommerziellen und regulierten Stromabnahmeverträgen mit grossen Unternehmen wie IBM stabile Erträge erwirtschaftet“, erklärt er.

„Gleichzeitig verfügt Boralex über eine Pipeline, die bereit ist, ausgebaut zu werden. Diese Investition generiert langfristige Wertschöpfung in Form von Renditen, Cashflows und höheren Bewertungen. Diese Art von defensiven Investitionen würde normalerweise nicht die von den Anlegern angestrebten Renditen erbringen. Aber hier hat uns die Kombination aus defensiven Eigenschaften in Verbindung mit der Fähigkeit, als Partner in der Entwicklungsplattform Mehrwert zu schaffen, überzeugt.“

Natürlich wurden auch andere Firmen auf dieses Potenzial aufmerksam und die Konkurrenz war sehr hoch. „Jeder war an dieser Beteiligung interessiert, aber der Anbieter wollte einen Partner, der über Erfahrung und Sektorwissen verfügt“, sagt Dörig. „Das war unser Vorteil.

„Boralex hat ehrgeizige Ziele zur Erweiterung seines Portfolios, um sein Portfolio zumindest im Einklang mit dem Wachstum des französischen Marktes zu erweitern und ist als einer der grössten Akteure perfekt positioniert, um von der laufenden Marktkonsolidierung im Bereich der erneuerbaren Energien in Frankreich zu profitieren. Durch unsere Partnerschaft werden wir gemeinsam daran arbeiten, diese Wachstumsambitionen zu verwirklichen und unsere langfristigen Ziele zu erreichen.“

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